53 Bericht 05


Bericht #5

Mittwoch, 30. August 2017

Tja, morgen ist auch noch ein Tag, hab ich gestern gedacht. Schon in der
Nacht hat es angefangen zu regnen und heute morgen regnet es noch immer,
und nicht nur tröpfchenweise. Wir packen unser Zeug zusammen und machen
den Camper fahrklar. Bis wir so weit sind, ist auch die Dusche draussen
nur noch milde und wir beschliessen, trotz des Wetters zum Fish Creek zu
fahren. Also eher auf meinen Wunsch, Ruedi könnte auch ohne. Über dem Salmon
River liegt Nebel, nicht hoch, sondern einfach so gerade über dem Wasser,
aber eine geschlossene Decke. Teilweise steigt er auch ein bisschen, es
wirkt fast wie auf einem andern Planeten, ein bisschen gespenstig und
doch unglaublich schön. Am Creek hinten ist der Nebel nicht mehr so dicht,
sonst wären wir gleich umgekehrt. Wir bezahlen also unseren Obulus und
begeben uns auf den Holzsteg. Auch hier liegt über dem Wasser eine ganz
dünne, feine Schicht Nebel, eher Dunst. Der Bär würde den Lachs also
durchaus sehen, aber er denkt nicht daran, sich bei diesem doofen Wetter
zu zeigen. Liegt wohl eher in einer gemütlichen, warmen Höhle und lacht
sich den Buckel voll über die naiven Touristen, die ihn unbedingt sehen
möchten. Nach einer Weile zotteln wir enttäuscht von dannen und lassen
Hyder hinter uns. D.h. ich entdecke noch einen Gift Shop, der hübsche
Sachen anbietet, die ich anderswo noch nicht gesichtet habe, so macht
die Dame dort ein Geschäft. Der Alkohol sei in den USA viel billiger,
weshalb die Kanadier nach Hyder fahren, um ihn dort sowohl zu konsumieren,
als auch einzukaufen. Aber natürlich, wir sind zu früh, die Läden sind
noch geschlossen. An der Grenze will der freundliche kanadische Grenzer
doch tatsächlich unseren Pass kontrollieren und von uns wissen, wohin des
Weges und wie lange. Haben wir doch denen am Flughafen schon längst erzählt.
Wieso also nochmals??? Ist ja wurscht, wir beantworten brav die Fragen und
dürfen dann, nachdem der Pass im Häuschen extra verifiziert wurde, weiter
fahren. In Stewart lassen wir uns in einem kleinen Café ein Frühstück
munden, schauen noch die Mails an, kaufen eine Flasche Baileys und
waschen unsere Leintücher und so... Bis wir weiter kommen ist es schon
bald Mittag. Je weiter im Osten, desto mehr klart das Wetter auf. Bis wir
am Lake Meziadin sind, ist es schon bald sonnig. So beschliessen wir,
doch hier am See zu bleiben und suchen uns einen Platz auf dem CG. Wir
haben Glück, direkt am Ufer ist einer für eine Nacht mit frei angeschrieben.
Wir parken unsere Stühle dort und machen einen Zettel mit 'occupied' hin.
Dann fahren wir noch ein kurzes Stück bis an den Fluss, der aus dem See
fliesst. Dort gibt es eine Fischleiter, extra für die Lachse, die sonst
wenig Chancen hätten, diese Stelle mit der extrem starken Strömung zu
überwinden. Wo Lachs, dort auch Bär, hat man uns so gesagt. Wir schauen
also die längste Zeit den springenden Lachsen zu, was durchaus unterhaltsam
ist. 2 alte Bayern sind auch dort mit ihrer tollen Kamera. Sie seien schon
seit -zig Jahren in einem kleinen Häuschen am See oben. Und ja, vor einiger
Zeit sei in Schwarzbär an der Stelle gewesen, er käme bestimmt später
nochmals. Aber uns fehlt die Geduld und wir wollen gehen. Die Deutsche
sagt mir aber, wir sollen doch noch den schmalen Pfad am Fluss entlang
gehen bis zur Mündung der Meziadin Rivers in den Nass River. Der
Meziadin ist ganz klar und sauber, der ander rauscht braun daher. Der
Weg dorthin hat sich gelohnt, es sieht toll aus, wie sich die beiden
so verschiedenen Flüsse treffen. Wir spazieren zurück und, yipeee, der
Bär ist da. Am andern Ufer hockt er genau wie von den Deutschen voraus
gesagt unterhalb der Schwelle und schlägt sich den Bauch voll. Er ist
riesig und unsere Freude auch. Wir schauen die längste Zeit, wie er da
hockt, sich ins Wasser stürzt und mit einem Fisch, oder auch mal
ohne, wieder hochkommt, mal hin und her marschiert, um sich dann wieder
auf den Hintern zu setzen. Wir bleiben so lange, bis wir den Bär unter
den Bäumen aus der doch relativ grossen Entfernung (ca 150 m) kaum mehr
sehen, geschweige den fotografieren können. Vor allem mit unseren
Furzkameras. Wir haben weder Spiegelreflex noch weiss nicht was für
Objektive. Glücklich marschieren wir hinauf zum Camper und fahren an
den See. Zum Znacht gibt's Reis und Fisch aus dem Tiefkühler. Noch einen
Absacker draussen vor dem Camper und dann ab in die Federn. Ein schöner
Tag, der nass begann und sonnig und bärenseelig endet.



Donnerstag, 31. August 2017

Leider ist heute Morgen keine Sonne in Sicht. Es regnet aber auch nicht,
so machen wir uns gemütlich unser Zmorge, räumen auf und tuckern talabwärts.
An der Fischleiter machen wir keinen Stop, das Wetter ist zu grau. Unterwegs
bummelt mal in grosser Entfernung ein Bär über die Strasse. Sobald wir
näher kommen, nimmt er Reissaus. Wir kommen nicht mal auf 100 m an ihn ran.
Schade, weiss nicht, warum bei andern die Bären immer direkt vor dem Auto
die Strasse queren. Langsam hellt es auf, ab und zu drückt die Sonne durch.
Da ist doch tatsächlich nochmals ein Bär unterwegs. Er scheint ziemlich
klein zu sein, verglichen mit den andern, die wir gesehen haben. Aber
auch dieser verschwindet, bevor wir uns ihm nähern können. Tja, so ist
das mit den Bären und den Humek Kehls. Wir sind nicht für einander gemacht.
Kurz vor Kitwanga biegen wir von der Strasse ab und fahren nach Gitanyow
hinein. Hier stehen nochmals etwa 20 Totempfähle. Das Museum ist leider
geschlossen, aber die Totems sind mega schön. Der Unrat und die Schweinerei
vor den umliegenden Häusern dafür eher deprimierend. Da liegt Abfall, Autos
rotten vor sich hin, die Häusern fallen aus den Angeln und sind völlig
ungepflegt, schade, dass da nicht ein bisschen mehr geschaut wird.
Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis Kitwanga und unser Stewart
Cassiar Hwy wieder auf den Yellowhead trifft. Kurz vor Kitwanga gibt es
noch einen Abzweiger auf eine Dreckstrasse. Sie soll uns einige Kilometer
weiter an eine Stelle führen, wo man eine ganz tolle Aussicht über den
Skeena River und auf die Seven Sisters Mountains haben soll. Die Strasse
ist in guten Zustand, aber sie ist nass und wir hören, wie der Dreck so
richtig hinauf spritzt. Unser Auto wird super aussehen nach diesem
neuerlichen Abstecher in die Pampa. Die Aussicht ist wirklich sehr schön.
Obwohl Nebel verhangen, sind die hohen, schneebedecktenen Gipfel auf der
andern Seite des Tales toll aunzuschauen. Wieder zurück in Kitwanga, oder
korrekt Gitwangak, fahren wir nochmals ab der Strasse und sehen uns die
hiesigen Totempfähle an. Hier ist die Umgebung gepflegt und so kommen die
Pfähle irgendwie auch besser zur Geltung. Sonst gibt es da nichts ausser
der Tankstelle, die wir grad nötig haben. Anschliessend fahren wir ein
Stück zurück, weil Ruedi weiter oben ein Schild von einem RV Park gesehen
hat. Der Platz liegt zwar gerade via à vis von einem dieser irre grossen
Holz Areale. Das werden die heran transportierten Holzstämme wohl nach
Grösse sortiert und wohl noch anderes erledigt. Jedenfalls liegen hier
Stämme wie wenn wir gerade den Sihlwald abgeholzt hätten. Unglaublich.
Hier im CG gibt es die Möglichkeit, Autos, resp. Camper zu waschen. Ruedi
macht sich also an die Arbeit und ich schmeisse meine von einem Ausrutscher
versaute Jeans und noch ein paar T-Shirts und was halt sonst noch herumliegt
in die Waschmaschine. Anschliessend macht Ruedi Nudeln und eine Tomatensauce.
Ich wasche den Salat und dann geniessen wir wieder einmal. Nun sind
endlich mal alle Berichte taufrisch geschrieben und unter Dach und Fach.
Schlaaafen.....