52 O Higgins

Villa O'higgins(RCH) 19. bis 21. 1.2016


19.01.2016

Noch fehlt der 20. 1. hier. Wird nachgeliefert ..


Kurz vor 6 ist Tagwache. Nach einer Dusche und einem Nescafé fahren wir
los. Die Sonne ist noch hoch oben auf den Bergspitzen. Ein See löst
den andern ab.
Dunkle, helle, tiefblaue. Man kann gar nicht genug schauen.
Es geht bergauf und -ab meist auf sehr trockener Dreckstrasse. Unterweg
hat es kein Café, nur Natur pur, ab und zu arme Velofahrer, die in
Staub gehüllt werden von den Autos (natürlich nicht von uns!). Auf über
120km kommen uns bloss zwei oder drei Autos entgegen, aber wir werden
überholt. Es ist klar, die Leute wollen auf die Fähre. Wir kommen zeitig
in Puerto Jungay an, wo die Fähre wartet. Wir können aber noch nicht
aufs Schiff und benutzen die Gelegenheit, einen Kaffe zu trinken und uns
umzuschauen.Dann kommt Bewegung in die Leute. Motoren werden angelassen
und nachdem alle auf der Fähre sind, geht die gut halstündige Fahrt los.
Der See wirkt dreckig, ist er aber bestimmt nicht, es hat einfach viel
Geschiebe drin. In Rio Bravo dürfen wir wieder auf die Strasse. Links
und rechts hat's Gletscher, manchmal nur ein drei-, vierhundert Meter
über uns. Der Himmel ist wieder strahlend blau und es ist heiss.
Gegen Mittag sind wir in Villa O'Higgins und können auch gleich schon
unser Zimmer beziehen. Dann schauen wir uns im Dorf um nach einer
Einkehrmöglichkeit. Die sind allerdings dünn gesät. Auf einem Campinglatz
heisst uns die Betreiberin herzlich willkommen und bietet uns Salate
an. Als wir aber die feinen Spaghetti sehen, die die Familie dort gerade
am vertilgen ist, fragen wir, ob wir auch das haben könnten. Das sei
kein Problem und so bekommen wir einen Salat und dazu einen Teller
Spaghetti mit Champignonsauce. Mit gefülltem Magen sitzen wir nochmals
ins Auto und fahren ein paar Kilometer bis zur Anlegestelle des Schiffs,
das die Leute (nur Fussgänger und Fahrräder) über den See nach Candelaria
Manzilla bringt. Von dort aus gehts nur noch zu Fuss weiter
oder eben mit dem Fahrrad, so wie das Ivonne und Dome vor 8 Jahren
gemacht haben. Von daher teilweise unser Interesse.
Wir bewundern die Gletscher, die man von dieser Seite her sieht und
fahren dann ins Hotel, wo ich ein paar Sachen waschen kann. Dann der Gau.
Ich will Ruedi etwas aus dem Auto holen, und dabei fallen mir die
Schlüssel aus der Hand. Nachdem ich die Tür zugeknallt habe, bemerke
dass die Schlüssel noch im Auto sind, aber offenbar hatte ich vorher
schon den Knopf zum schliessen gedrückt und das Auto lässt sich nicht
mehr öffnen. Es ist zum die Wand hoch laufen. Seit mehr als einer
Stunde versucht Ruedi nun, das Auto irgendwie zu öffnen.....
..- zwei Junge aus dem Hotel schaffen das. Mit einer Engelsgeduld, einem
rostigen Draht, aus einem Hag geschnitten. Einer überbietet den anderen,
Riesenpalaver aber mit dem Händchen des einen, blind und dem guten Auge
des anderen als verbaler Drahtführer gelingts.
Der Abend scheint gerettet.


20. 1.2016

Am frühen Morgen werden wir mit einem vollen Bus 7 Km zum Ende der
Carretera geschaukelt. Dort ist die Anlegestelle für das Boot zum Glaciar
O'Higgins. Das Boot ist voll, vielleicht etwa 60 Personen. Beim Ablegen
müssen wir auf unsere Sitze, doch bald hält uns nichts mehr im Innern
des Bootes.
Eine Traumlandschaft gleitet an uns vorbei. Die West-Seite bei strahlendem
Wetter im Sonnenlicht, die Ost-Seite noch im Schatten.
Der See graublau, die Berge teilweise in sattem Grün, weiter oben
entweder felsig oder sandig. Der Wind bläst einen fast um, aber es ist
nicht kalt. Hineinsitzen wäre eine Sünde. Nach fast 2 Stunden hält
das Boot in Candelaria Mansillo, wo nur wenig Leute aussteigen, denn
auch die, deren Ziel tatsächlich Candelario ist, wollen erst noch zum
Gletscher mitkommen. Der Blick wird frei zu höheren Bergen und diversen
Gletschern. Wir sind völlig fasziniert. Irgendwann sehen wir den ersten
Eisberg, den es relativ weit weg vom Gletscher weg getrieben hat. Die
Blautöne, je nach Sicht, kann ich nicht beschreiben. Wahrscheinlich
können das auch die Fotos nicht zeigen, das muss man einfach in der
Erinnerung behalten. Wir nähern uns dem Gletscher und jetzt sind auch
diejenigen auf Deck, die sich bis jetzt drinnen aufhielten. Der Anblick
dieser Eismassen, die Formationen, die Farben, das alles lässt mich
ganz ehrfürchtig und klein werden. Es ist unbeschreiblich. Der Kapitän
gibt uns viel Zeit, dieses Wunder auf uns wirken zu lassen. Lange Zeit
bleibt er auf Platz, dann tuckert er wieder ein bisschen weiter, so dass
wir diese ganze lange Eisband anschauen können. Ab und zu bricht Eis
ab und landet mit Getöse und Gespritze im Wasser. Erstaunlicherweise
gibt das aber kaum Wellen. Irgendwann wendet der Kapitän und wir fahren
zurück nach Candelario, wo viele Leute aus- und einige zusteigen. Und
dann geht es zurück nach O'Higgins. Während der Fahrt sind wir mit einem
jungen Paar aus La Serena (nördliches Chile) ins Gespräch gekommen und 
haben uns gut unterhalten zusammen. Auch mit einer Familie aus der Nähe
von Santiago haben wir uns lange unterhalten über die Unterschiede
zwischen hier und Europa, über Schule und Arbeit und sonst so allerlei.
So ist es uns jedenfalls nie langweilig geworden. Es ist schon nach acht
Uhr, als wir anlegen und eine halbe Stunde später sitzen wir mit Paola
und Marco auf dem Campingplatz, wo wir schon gestern waren, und bekommen
gebratenes Poulet und Reis. Paola bekommt ihre geliebte Schweizer Schokolade
und sie bringen ein Glas eingemachte Papayas, die aus ihrer Gegend und sehr
speziell seien. Mal schauen, ob wir die heil in die Schweiz bringen. Wir
tauschen Adressen aus, und beide sagen uns immer wieder, dass wir uns
melden sollen, falls wir irgendwo Probleme haben sollten. Dies hat auch die
Familie auf dem Schiff getan und uns ihre Visitenkarte mitgegeben. Die Leute
sind wirklich extrem hilfsbereit hier. So hat dieser fantastische Tag ein sehr
gemütliches Ende genommen und wir sinken glücklich ins Bett.
pao.ravazzano@gmail.com





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